Prostitution



Im Zuge des neuen Gesetzes zu diesem Thema (seit Sommer 2017) taucht auch in der Presse immer wieder dieser Begriff auf, der von leider vielen Autoren immer wieder in eine ganz bestimmte Richtung gedrängt wird mit dem Ziel, solch einen „Schmutz und Schund“ der zudem noch höchst frauenverächtlich & -erniedrigend sei doch bitte generell zu unterbinden.


So wird ein ganz bestimmtes Bild der Prostitution geschaffen, nicht zuletzt durch das „würzen“ mit plakativen Bildern zu entsprechenden Texten.


Ja, es stimmt, es gibt diese ganz klassische Rotlicht-Aesthetik mit Plüsch, High-Heels und schwarzen Strapsen, doch das weite Arbeitsfeld der Prostitution darauf zu beschränken wird der Sache nicht gerecht.


Zum einen: diese Art von Aesthetik mag einem gefallen oder nicht, es ist ein Bild was wir seit Jahrzehnten durch unsere Filme und Fotos tragen und was wir daraus machen, welche Bedeutung wir ihm beimessen, welche Gewichtung bleibt ganz uns überlassen.


Zum anderen ist das, was gesetzlich als Prostitution verankert ist so unglaublich viel mehr als „nur“ eben dieses Rotlicht.



Prostitution, das ist nicht nur die in Puffs und Laufhäusern (oder in worst case auf der Straße) auf Kundschaft wartenden (meist) Frauen. Langweilige Tage die sich oft zäh in die Länge ziehen denn das von so mancher Prostitutions-Gegnerin dargestellte Szenario mit 20 – 30 Freiern am Tag, das wünscht sich, glaub ich, fast jede*r von uns! Ich würde das zeitlich noch nicht mal theoretisch schaffen! Eine Stunde pro Gast, dazwischen aufräumen, Saubermachen etc. und dann muss man ja auch noch mal was essen zwischendurch.... Aber 20-30 Freier, was für ein Umsatz! Traumhaft!



Prostitution sind auch die Massagesalons mit dem besonderen Flair, und ich meine jetzt nicht nur die getarnten Puffs. Sondern ganz explizit eben auch die sich auf Körperlichkeit, Wellness und Wohlbefinden des Gastes auf allen sensorischen Ebenen Spezialisierten. Alle Ebenen meint eben auch u.U. den Einschluss der sexuellen Ebene.


Die Rede ist von den Tantrikern.


Tantra nicht im ursprünglich religiösen Sinne sondern das Neo-Tantra, welches in den 1960er/70er Jahren zu uns in den Westen geschwappt ist.


Neben einer sich immer weiter ausbreitenden Szene mit Workshops, Selbsterfahrungskursen, Seminaren, Weiterbildungen... haben sich auch etliche Masseur*innen eine Existenz aufgebaut. Diese reicht von der Gelegenheits-Prostituierten von Nebenan bis hin zu Experten z.T. mit einer umfassenden Ausbildung im sozialen oder pflegerischen Bereich im Hintergrund.


Da geht es längst nicht nur um die Entspannungs-Massage in der Mittagspause. Da geht es hin bis zu (sexual)therapeutisch wirkenden Begegnungen und Berührungen. Auch im Bereich der Inklusion ist dieser Bereich gern gesehen.


Damit sind wir schon beim nächsten Thema, der Sexualbegleitung für Körperlich und oder geistig eingeschränkte Menschen. Auch dies ist kein Arbeitsfeld für „mal eben so“. Gut, der Rolli Fahrer kann sich seine Escort Dame einfach aussuchen. Komplizierter wird es bei schwerst- & mehrfach Behinderten Menschen. Ich habe in meinem alten Job lange mit diesen Menschen zu tun gehabt und weiss ob der besonderen Anforderungen die man benötigt um mit diesen Menschen adäquat umzugehen.


Mittlerweile gibt es da eine handvoll, gut ausgebildeter Leute, oft mit einem sozialen- oder pflegerischen beruflichem Hintergrund, die sich dieser wichtigen Aufgabe angenommen haben. Im WDR Fernsehen gab es 2018 mal einen sehr interessanten Bericht dazu.


Einfach ist das nicht, meist sind es die Angehörigen die sich dann um eine entsprechende Begleitperson kümmern. Transparenz der Ausbildungen und Dienste der ausführenden Personen halte ich für unabdingbar!



Dann gibt es da das weite, weite Feld der Escorts.


Bei den offiziellen Dienstleistern fängt das ja schon bei der Messe-Hostess an, die aber in aller Regel NICHT sexuelle Dienste anbietet. Oder vielleicht doch? Ist der Kunde aus Übersee ein dermaßener Charmeur daß man ihm kaum widerstehen kann? Darf er ihr überhaupt gefallen? Muss sie seine Geschenke ablehnen? Darf sie sich später noch privat mit ihm treffen? (Die Partys auf/nach Messen sind meistens legendär!) Und wenn sie sich verlieben? Nur für dem Moment? Oder einfach dem Flirt und der körperlichen Begierde nachgehen????


Und natürlich die klassische Escort Dame oder Herr für den Haus- oder Hotelbesuch, manchmal noch angeknüpft an ein Dinner um sich kennen zu lernen. Es ist eine so unendlich große Masse an (meistens, aber eben nicht nur) Frauen die das irgendwann schon mal in ihrem Leben gemacht haben das ich fast davon ausgehen möchte daß ein jeder jemanden kennt, der oder die das schonmal zumindest ausprobiert hat!



Wir sind viele, sehr viele auch wenn wir nicht unbedingt in (öffentliche) Erscheinung treten. Viele machen es nebenbei, um z.B. als Alleinerziehende den Kindern doch die Möglichkeit geben zu können an der Klassenfahrt teilnehmen zu können, oder das BAFÖG aufzubessern oder...


Viele von uns machen es zum Broterwerb wie andere Jobs auch, nur eben mit besseren Verdienstmöglichkeiten als unsere Mindeststundenlohn Grenze.


Manche hatten auch vorher schon gute Jobs, aber es gab dann wohl doch spannendere Aufgaben im Leben weswegen sich man von der bürgerlichen Existenz abgewendet hat.



Und bevor hier jetzt eine Diskussion über „Zwang“ und „Menschenverachtung“ anfängt – der „Zwang“ der Lohnarbeit besteht nun mal in unserem kapitalistischen System. Über dessen Sinn oder Unsinn kann gerne mal bei einem Glas Rotwein diskutiert und nachgedacht werden. Bis dahin möchte ich aber meine Brötchen so verdienen können wie ich möchte - das geht der polnischen Kollegin von nebenan, die regelmäßig für eine Woche nach Deutschland kommt übrigens genauso!

Denn Das Erdbeerfeld oder die Fleischfabrik sind eben nicht so lukrativ wie die (gemütliche) Bordellwohnung.



Blog-MadameKALI