Loverboymethode - Menschenhandel



Mein Redebeitrag zum politischen runden Tisch OWL, Herford am 8. Oktober 2020


diesjähriger Themenschwerpunkt:


die Loverboy Methode



Also erstmal Danke daß ich wieder dabei sein @Theodora/Nadescha, Beratungsstellen und Pfarrerin Birgit Reiche.



 


Es stellte sich die Frage was genau nun vorbereiten für heute da erstens vor mir schon einige Kompetente Menschen ihren Redebeitrag geleistet haben werden.


Zweitens mit mir als Erziehungswissenschaftlerin auch die Pferde in Richtung einer Seminararbeit bzw. pädagogisch, praktisch anwendbarem Konzept ein wenig durchgingen.



Aber das wäre viel zu viel bzw. speziell für hier.


Also habe ich mich auch bei unserem Berufsverband #BESD ein wenig umgesehen was denn die lieben Kolleg*innen dazu schon alles geschrieben haben und dementsprechend mein Konzept ein wenig angepasst:



Erstmal: die Loverboymethode ist zum Glück kein Massenphänomen, das Prinzip der emotionalen Abhängigkeit, die dem zugrunde liegt ist allerdings recht weit verbreitet.


Auch ich habe ewig in solchen Verstrickungen von Beziehungen verweilt und habe lange gebraucht um mich von diesem Unsinn endlich zu befreien. Eine wirtschaftliche Abhängigkeit kann, aber muss nicht zwangsweise in solchen Beziehungen vonstatten sein.


Fälle von Beziehungssucht kennt man übrigens auch aus anderen kriminellen Zusammenhängen, z.B. Missbrauch als Drogenkurier oder für niedere/schwere Arbeit.



Wie leider so oft ist mal wieder der Partner der Täter.


So oft wie bei der vielen (sexuellen) Gewalt, denen vor allem Frauen in ihrem Heim ausgesetzt sind und dessen Peiniger sie allzu oft schützen.


Bei der Loverboymethode sind es ähnliche Konstellationen wie z.B. beim Heiratsschwindel – eine rosige, gemeinsame Zukunft wird dermaßen in den Himmel gelobt/fest in Emotion und Kopf verankert, daß das ganze Leben und Erleben darauf ausgerichtet wird, dieses vermeintliche Ziel zu erreichen. Es ist ähnlich wie mit dem Esel und der Möhre am Stock, die vor seiner Nase baumelt und doch nie erreicht werden kann.


Auf diese Art und Weise wird eine Druckmittel erzeugt mit dem durch die Hintertür eine Freiwilligkeit erzeugt wird, die letztlich keine ist.



Opfer der Loverboymethode haben oft keine eigene Zukunftsperspektive oder einen Job und nehmen diese, mit rosa Zuckerguss garnierte, Schwindelei nur allzu begierig in sich auf, internalisieren sie anstatt eine eigene Vision der Zukunft/berufliche Perspektive zu entwickeln.



Wo also fangen wir an zu intervenieren?


Wie und wo können wir diese Menschen erreichen, abholen, ihnen helfen?



Die eben aufgezeigten Phänomene zeigen ganz klar auf wo es hakt und mangelt.


Wir brauchen Frauen und Mädchen mit einem eigenen Selbstbewusstsein, nicht länger nach Zuwendung von außen lechzend.


Mädchen und Frauen müssen von Jugend an gestärkt und gefördert werden.


Wir brauchen keine schlafenden, wartenden und bangenden Prinzessinnen sondern Mädchen, die sich selbst als so furchtlos, großartig und frei fühlen wie es meist nur Jungs beigebracht wird!



Nein, wir sind da noch lange nicht angekommen.


Es ist noch nicht allzu lange her daß ein Mädchen für ihre Zeichnung mit der Prinzessin mit dem Schwert ganz offiziell in der Schule gerügt wurde, das sei so nicht richtig.


Da werden zum Teil immer noch Gender-Bilder kreiert das mir schlecht wird!



Gefragt sind hier sowohl der außer- als auch der innerschulische Bereich der Mädchen-  und Jugendarbeit. Fachkonferenzen plädieren für vernetzte und abgestimmte Zusammenarbeit verschiedener Stellen (Jugendamt, Fachberatungsstellen, Polizei...)


Siehe auch den Bericht vom Landtag NRW im Sommer 2019 (Link im Anhang) zu dem die Sandra Norak als traumatisierte und selbst Betroffene geladen war.


Ihre Sicht der Dinge wird immer als DIE Wahrheit der Opfer dargestellt, dabei gibt es etliche andere mit denselben schlimmen Erfahrungen, die aber zu anderen Schlüssen kommen.


Wäre mal angebracht auch diese Betroffenen mal zu hören? Auch offiziell?


Ist ja nicht so daß diese Leute nicht bereit wären solcherlei wichtige politische Arbeit auch zu machen!


 


Wie gesagt, die Loverboymethode ist trotz allem eine Randerscheinung, der übliche Einstieg in die Prostitution ist weiterhin die/der Bekannte/Freund*in der/die das auch macht und damit ganz gut fährt.



Die Loverboymethode ist keine freie und selbstbestimmte Sexarbeit sondern ein ganz spezielles Phänomen! Opfer davon befinden sich immer in defizitären Situationen, sei es die Verunsicherung in Teenie-jahren wenn es kaum geeignete Personen im Nahen Umfeld gibt oder seien es, wie in letzter Zeit häufiger zu beobachten, Migrant*innen die ihre Rechte als Flüchtente, Migrierende oder (Sex-)arbeitende nicht kennen.


Ich beiden Fällen hilft nur eines: Aufklärung!


Wissen an die Hand geben, helfen, coachen, unterstützen.


Wer sich selbst genug akzeptiert und liebt ist immun gegen dieses Gesülze der Loverboys.


Loverboys nutzen ganz klar emotionale Abhängigkeit aus – also ganz klar eine fremdbestimmte Handlung zu der das Opfer dann getrieben wird.


Loverboys sind eine Form der sexualisierten Gewalt, es ist als sog.: „dirigistische Zuhälterei“ nach §181 StGB strafbar.



Ergo brauchen wir auch keine neuen Gesetze um Betroffene vor der Loverboy Methode zu schützen sondern brauchen die bestehenden Gesetze lediglich anwenden. Und da ist dann eben auch die jeweilige Politik einer Stadt/Landkreis gefragt inwiefern sie da die Mittel für die zuständigen Behörden zur Verfügung stellt um eben an diesen Punkten auch eine  entprechende Dringlichkeit zu untermauern.



Was (im Vorfeld) den Betroffenen hilf ist Aufklärung, Wissen, Information.


Für eine freie und selbstbestimmte Sexarbeit.



Ganz egal ob davon Miete und Essen oder das Gucci Täschchen finanziert wird.


Wir sind bezahlbar, nicht käuflich!



In einem kapitalistischen System über den „Zwang“ von Lohnarbeit zu diskutieren können wir gerne in abendlicher Runde bei einem guten Glas Wein mal besprechen – in einer politischen Debatte hat das keinen Platz!



 


Frauen sind keine Ware, richtig!


Frisöre auch nicht.



Man nennt so etwas Dienstleistung.



Und da brauchen wir Wissen, Informationen und Skills um uns ganz klar zu definieren um eben nicht auf Gedeih und Verderb irgendwo irgendwem zu irgendwelchen grausigen Bedingungen ausgeliefert zu sein.



Zum Glück gibt es dafür schon Gesetze – wenden wir sie doch bitte einfach an!



 


 Loverboy Methode?



Mädchen und Frauen stärken!


Hier ein paar wichtige Links für weitere Infos:



Unser Berufsverband #BesD:


https://www.berufsverband-sexarbeit.de/index.php/2019/10/16/die-loverboy-methode-kernprobleme-und-echte-und-falsche-loesungsansaetze/




Eine Betroffene erzählt (Video):

https://www.berufsverband-sexarbeit.de/index.php/2022/12/09/19-01-23-eine-stunde-ein-thema-die-loverboy-methode-online/




Das Kaufmich Magazin von der gleichnamigen Werbeplattform für Sexworker*innen:


https://www.kaufmich.com/magazin/vorsicht-bei-falschen-profilen-loverboys-und-cybergrooming-sind-eine-echte-gefahr/



dazu eine Betroffene:


https://www.spiegel.de/panorama/cybergrooming-lea-wurde-als-maedchen-von-einem-mann-aus-einem-chatroom-verfuehrt-a-549b5493-b930-4688-a918-8e04dbdf865b



Das diakonische Werk in Freiburg zu dem Thema:


https://www.freija-loverboys.de/#anker-1



Hilfe bei Cybergrooming:


Hilfetelefon Sexueller Missbrauch (bundesweit, kostenfrei und anonym):


0800 22 55 530


Save me online (für Jugendliche): https://nina-info.de/hilfe-telefon/33-fuer-jugendliche



Juuuport (für Jugendliche): https://www.juuuport.de/beratung



Bndnis gegen Cybermobbing: https://www.buendnis-gegen-cybermobbing.de/




Protokoll Landtag NRW vom 05.07.2019 - Loverboy-Methode!“ zur Erzwingung von Prostitution


https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMA17-694.pdf




Menschenhandel Heute über einen sehr schwierigen Begriff:


https://menschenhandelheute.net/2011/10/12/white-slavery-%E2%80%93-ein-begriff-mit-problematischen-implikationen/#:~:text=Der%20Ende%20d es%2019.,im%20heutigen%20Menschenhandelsdiskurs%20zu%20finden.



Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Kooperation mit KOK ev. (bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel)


https://www.bmfsfj.de/blob/129878/558a1d7b8973aa96ae9d43f5598abaf1/bundeskoo perationskonzept-gegen-menschenhandel-data.pdf



 


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